

25 Jahre gelebte Solidarität: Kolping Recycling feiert Jubiläum
13.06.25 - Mit einem Festakt wurde am Donnerstag das 25-jährige Bestehen des Kolping Recycling gefeiert – ein Anlass, der Gäste aus ganz Deutschland nach Fulda führte. Neben Einblicken in die bewegte Geschichte der "Kolping Recycling GmbH" wurden auch aktuelle Herausforderungen und künftige Chancen der Textilrecycling-Branche diskutiert.
Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Alexandra Horster, Bundessekretärin und Vertreterin des Kolpingwerkes. In ihrer Ansprache würdigte sie die gemeinnützige Arbeit des Kolpingwerks und betonte die gesellschaftliche Bedeutung dieses sozialen Engagements. Auch Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK, war unter den Gratulanten und hob die wirtschaftliche wie soziale Relevanz von gemeinnützigen Gesellschaften wie Kolping Recycling hervor: "Wir sind im Haifischbecken der Branche zum Pionier im Textilrecyling geworden."
Ein Blick zurück zeigt: Die Idee, gebrauchte Kleidung in Eigenregie zu vermarkten, entstand bereits 1999. Stephan Kowoll, Geschäftsführer von Kolping Recycling seit 13 Jahren, erinnert sich: "Mich freut es, dass heute so viele von nah und fern gekommen sind. Damals hatten einige Männer den Mut, etwas Neues zu wagen." Der Anfang war bescheiden: In der Künzeller Straße 15 wurde in zwei kleinen Räumen gestartet. Doch das Projekt entwickelte sich rasant. Ab 2008 investierte Kolping gezielt in Sammelcontainer – ein entscheidender Schritt in Richtung Professionalisierung. Heute ist Kolping der einzige Sozialverband in Deutschland, der ein eigenes flächendeckendes Sammelsystem aufgebaut hat.
Einzigartige Struktur: Sammelsystem mit sozialem Anspruch
Mittlerweile kommen 40 Prozent der Alttextilien aus eigenen Containern, dazu finden jährlich rund 300 Straßensammlungen statt. Über das Programm "Shuuz" werden wöchentlich rund 1.000 Paar Schuhe an Verwertungssysteme gesendet – insgesamt wurden somit bereits 8,5 Millionen Paar Schuhe erfasst. In zwölf Bundesländern betreibt Kolping Recycling ein flächendeckendes Sammelsystem. Die Entwicklung führte über mehrere Stationen: Von der Künzeller Straße über die Christian-Wirth-Straße, bis zum heutigen Hauptsitz in der Heinrichstraße. Seit 2023 gehört auch ein Lager in der Bellinger Straße zum Unternehmen.
Herausforderungen: Qualität und Regulierung Trotz des Erfolgs sei die aktuelle wirtschaftliche Lage angespannt. Stephan Kowoll betont: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt." Schlechte Qualität von Importware aus China, Lieferprobleme etwa in Belarus und ständig neue CO₂- und Mautregelungen erschweren die Arbeit. "Das muss ein Ende haben. Trotzdem blicken wir nach vorn. Nicht die Großen werden überleben, sondern die schnellen und flexiblen", sagt er bestimmt.
Was "Kolping Recycling" besonders macht Für die Gesellschafter ist der soziale Gedanke hinter "Kolping Recycling" zentral. Stefan Bothe von der Kolping Mainfranken GmbH aus Würzburg betonte: "Der gemeinnützige Gedanke hinter dem Kolpinghaus ist sehr wichtig und sollte auch in Zukunft erhalten bleiben." Auch Andreas Albers, Gesellschafter aus Osnabrück, unterstrich den ökologischen Anspruch: "Wir freuen uns, einen positiven Einfluss zu haben und etwas für die Umwelt zu tun." Doris Büning, vom Kolpingwerk Diözesanverband aus Münster, sah im Jubiläum auch die Gelegenheit, "gemeinsam ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen".
Würdigung und Ausblick
Guido Mensger, Leiter Finanzen und Verwaltung des Kolpingwerk, überreichte eine Ehrenplakette an Stephan Kowoll. Er betonte die Bedeutsamkeit der Plakette mit den Worten: "Kolping steht für gelebte Solidarität im Sinne Adolph Kolpings – ein beeindruckendes Zeugnis christlicher Werte." Auch Adolph Kolpings Worte wurden zitiert: "Wir können viel, wenn wir nur nachhaltig wollen."
Recyclingbranche zwischen Stillstand und Hoffnung
Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer, des Bundesverbands für Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BSVE) mit über 1.100 Mitgliedsunternehmen, machte deutlich, dass die Branche unter der derzeitigen wirtschaftlichen Lage stark leide. Die Kreislaufwirtschaft sei während der letzten Legislaturperiode nahezu zum Stillstand gekommen – besonders durch Verzögerungen im Bundesumweltministerium.Doch es gebe Hoffnung: In einem neuen Eckpunktepapier zur nationalen Kreislaufstrategie wird erstmals explizit das Thema Textilien aufgegriffen. "Bisher waren Alttextilien ein selbsttragender Stoff. Nun geht es darum, Hersteller stärker in die Verantwortung zu nehmen und sie an der Wertschöpfung zu beteiligen", so der BVG-Geschäftsführer.
Abschließend wünschen alle Beteiligten dem Kolpingwerk, dass es auch in Zukunft so stark bleibt. Oder wie Adolph Kolping es einst formulierte: "Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist." (Zehra Hashani) +++