

In Ungarn sprechen sie Deutsch: Neue Partnerschaft mit "Stiffollern"
03.06.25 - Seit Jahrzehnten pflegt die Region Fulda Kontakt zu den sogenannten "Stiffollern", ungarischen Nachfahren von Auswandererinnen und Auswanderern, die aus dem ehemaligen Hochstift Fulda stammten. Einstimmig, jedoch nicht ohne Diskussion, hat der Kreistag nun grünes Licht für eine Kooperation gegeben.
Die Geschichte der Stiffoller beginnt vor mehr als 300 Jahren, als wirtschaftliche Not das Hochstift Fulda prägte. Viele Menschen wanderten damals nach Ungarn aus. Dort angekommen, bewahrten sie ihre fuldischen Wurzeln - in Sprache, Brauchtum und einer lebendigen Identität.
Bis heute sprechen die Nachfahren Rhöner Platt, ihre Namen - Fladung, Auth, Schultheis oder Hohmann - erzählen von ihrer Herkunft. Ihre Feste tragen die Handschrift Fuldaer Brauchtums, ob in Form der Kirmes, des Hutzelfeuers oder des Schwartenmagens auf dem Esstisch. Und auch in Fulda sind die Stiffoller gegenwärtig. So gibt es neben freundschaftlichen Verbindungen, der Partnerschaft der Gemeinde Rasdorf mit der südungarischen Gemeinde Himesháza, sowie gegenseitigen Besuchen zudem im Fuldaer Geschichtsverein einen eigenen Arbeitskreis "Stiffoller".
Besonderer Beitrag zur Völkerverständigung Um diese Verbindung weiter zu stärken, hatte die CWE-Kreistagsfraktion bei der jüngsten Sitzung des Gremiums einen Antrag gestellt, den Kreisausschuss damit zu beauftragen, sich um eine Partnerschaft des Landkreises Fulda mit der ungarischen Region zu bemühen. Der Fraktionsvorsitzende Thomas Grünkorn führte als Begründung an, die Partnerschaft "könnte schon bestehende Kontakte aus dem Landkreis nutzen und weiter ausbauen, und wäre ein besonderer Beitrag des Landkreises zur Völkerverständigung und zum Zusammenwachsen Europas".
Zustimmung dafür gab es zunächst aus den Reihen der CDU. "Nach intensiven Gesprächen mit dem Geschichtsverein und der Gemeinde Rasdorf möchten wir zusammen mit der FDP einen Änderungsantrag einbringen", merkte Melissa Herber (CDU) an. Dieser konkretisierte im Wesentlichen das Vorhaben: So solle die Grundlage für eine Kooperation ein Arbeitspapier sein, das bereits im Oktober 2024 im Rahmen des dreitägigen Stiffoller-Forums in Branau (Ungarn) durch den Arbeitskreis sowie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen erarbeitet wurde. Darin werden etwa die Förderung des schulischen Austausches, Unterstützung bei der Ahnenforschung und der Aufbau und die Pflege von Kontakten zu regionalen Einrichtungen, Institutionen und Hochschulen in Ungarn und Deutschland als Ziele und Aufgaben beschrieben.
Vorbehalte zur Unterstützung Ungarns Moritz Bindewald (Volt) begrüßte den Änderungsantrag. "Der Grundantrag hatte bei uns viele Fragezeichen hinterlassen. Partnerschaft mit wem und wofür genau? Außerdem haben wir uns gefragt, ob wir wirklich ein Land unterstützen wollen, das aktuell unter einer Führung steht, die wir massiv kritisieren. Mit dem Änderungsantrag können wir aber sehr gut mitgehen, da er viele offene Fragen klärt."
Auch Grünkorn zeigte sich einverstanden. Zur Kritik an der ungarischen Regierung merkte er an: "Wir waren der Meinung, dass wenn wir eine Partnerschaft mit China installiert haben, wir so etwas erst recht mit einem europäischen Land tun können, das uns mindestens so nahe steht wie China."
Der Änderungsantrag wurde schließlich einstimmig angenommen. (Marcus Lotz) +++