

Ohne Ehrenamt stirbt der Fußball – ein Dank an die Helden im Hintergrund
24.05.25 - Wenn am Wochenende auf den Fußballplätzen in Deutschland der Ball rollt, schauen alle auf die Spieler. Doch kaum einer schaut auf jene, die alles möglich machen – ganz ohne Applaus, ohne Gehalt, oft sogar ohne Dank. Die Ehrenamtlichen im Fußball sind doch eigentlich die wahren Helden dieses Sports. Sie stehen früh auf, bleiben spät, machen weiter, wenn andere längst aufgeben würden. Und trotzdem werden sie immer weniger. Warum? Weil sie kämpfen – gegen Vorschriften, gegen Respektlosigkeit, gegen Gleichgültigkeit.
Ehrenamt im Fußball hat viele Gesichter: Es sind die Trainer, die nach der Arbeit oder am Wochenende mit den Kindern auf dem Platz stehen. Es sind die Jugendleiter, die Fahrgemeinschaften organisieren, Trikots waschen und Spielerpässe beantragen. Es sind die Vereinsvorsitzenden, die sich durch unzählige Sitzungen und Abrechnungen kämpfen, damit der Verein weiter bestehen kann. Es sind die Platzwarte, die bei Wind und Wetter Linien ziehen. Es sind die Schiedsrichter – jene viel zu oft beschimpften Männer und Frauen, ohne die kein einziges Spiel stattfinden könnte. Sie alle leisten Großes. Ohne Gehalt – aber mit Herz.
Der Kampf im Dschungel der Bürokratie Doch viele dieser Menschen sind müde geworden. Die Bürokratie frisst ihre Leidenschaft auf. Wer sich ehrenamtlich engagiert, muss heute fast schon gefühlt Jurist oder Verwaltungsfachkraft sein. Datenschutzverordnungen, Steuerfragen, Zuschussanträge, Jugendkonzepte – was früher mit gesundem Menschenverstand und einem Bier in der Vereinsgaststätte erledigt wurde, ist heute ein bürokratischer Spießrutenlauf. Die Angst, etwas falsch zu machen, ist allgegenwärtig.
Wenn am Spieltag die ersten Kinder mit glänzenden Augen auf dem Platz stehen, denken sie nicht an Satzungen, Versicherungen oder Spielberichte. Sie denken an Tore, an Freundschaft, an ihren Traum. Und damit dieser Traum weiterlebt, stehen irgendwo in der Kälte Menschen mit Stoppuhr, Pfeife oder Kaffeekanne – ohne sie rollt kein einziger Ball.
Was soll der Schiedsrichter noch alles schlucken?
Hinzu kommen Respektlosigkeit und Überforderung. Besonders hart trifft es die Schiedsrichter. Wer sich traut, in der Kreisliga am Wochenende Spiele zu pfeifen, muss nicht nur regelkundig sein, sondern auch Nerven aus Stahl haben. Beleidigungen, Drohungen, manchmal sogar körperliche Angriffe gehören leider immer häufiger zum Alltag. Und trotzdem gibt es sie noch – die, die trotzdem pfeifen. Sie wissen, dass sie angeschrien werden. Dass jede ihrer Entscheidungen diskutiert wird. Dass keiner ihnen dankt. Und trotzdem ziehen sie ihre Pfeife aus der Tasche, schauen den Spielern in die Augen – und pfeifen das Spiel an. Für den Sport. Für die Fairness. Für uns alle. Solche Menschen verdienen keinen Spott, sondern unseren tiefsten Respekt.
Auch Trainer, Betreuer und Vorstände berichten zunehmend von Respektlosigkeit. Eltern, die sich in Aufstellungen einmischen. Zuschauer, die jede Entscheidung hinterfragen. Spieler, die bei Kritik sofort beleidigt reagieren. Der Ton ist rauer geworden, die Dankbarkeit leiser.
"Ja" zum Verein – "Nein" zur Familie
Und dann ist da noch die Zeit. Ehrenamt frisst Freizeit – viel Freizeit. Oft mehrere Stunden pro Woche, manchmal ganze Wochenenden. Wer sich engagiert, sagt nicht nur "Ja" zum Verein, sondern oft auch "Nein" zu Familie, Freunden und Erholung. Und das alles für ein Schulterklopfen – wenn überhaupt.Trotzdem gibt es sie noch, diese Heldinnen und Helden in den Vereinen. Sie, die den Grill anschmeißen, wenn andere feiern. Die morgens um acht das Spielfeld abkreiden, während andere noch schlafen. Die das Vereinsleben erhalten, obwohl es oft so wirkt, als würde es niemand mehr wertschätzen.
Ehrenamt verdient mehr Anerkennung Diese Menschen brauchen mehr als nur Applaus. Sie brauchen echte Unterstützung. Weniger Bürokratie. Mehr Anerkennung. Mehr Hilfestellung durch Verbände und Politik. Und vor allem: Respekt. Er wird keine Schlagzeilen bekommen. Keiner wird seinen Namen rufen. Und doch ist er da – jeden Samstag, jede Woche, jedes Jahr. Der Mann, der das Tor flickt, wenn der Pfosten wackelt. Die Frau, die neue Bälle kauft, weil es sonst keiner tut. Menschen, die keiner sieht, aber ohne die nichts funktioniert. Das ist das wahre Rückgrat unseres Fußballs.
Ohne unsere Ehrenamtler stirbt der Fußball. Nicht in den großen Stadien. Sondern dort, wo er beginnt – auf den Dorfplätzen, auf den Schulsportanlagen, auf den Bolzplätzen. Dort, wo Kinder das erste Mal einen Ball am Fuß haben. Dort, wo Gemeinschaft noch zählt. Dort, wo Fußball mehr ist als nur ein Spiel. Ehrenamt ist kein Job. Es ist eine Haltung. Und es verdient unsere höchste Anerkennung. (Constantin von Butler) +++